Von Michael Freitag-Parey
Sofort!? Ich mag dieses Wort nicht. Es setzt mich „unter Strom“. Es bringt mich in Bedrängnis, verengt meinen Entscheidungsspielraum. Sofort. Ich muss sofort aufbrechen, eine Entscheidung treffen. Ich muss handeln. Sofort. Überall.
Ganz nüchtern betrachtet muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich oft genug vor dem sofort die Fehler gemacht habe, die dazu geführt haben, dass nun auf einmal alles sofort passieren muss. Alltägliche Beispiele sind das Verschlafen am Morgen oder aber das Vor-mir-herschieben von unangenehmen Aufgaben, die ich aber ab einem bestimmen Zeitpunkt nicht mehr vor mir herschieben kann. Sie holen mich ein und wollen sofort erledigt werden.
In der Kommunikation muss auch alles sofort gehen. Ich schreibe und will sofort eine Antwort. Meine ersten Mails des Tages beantworte ich bereits auf dem Weg ins Büro. Auf die Antworten auf meine Mails reagiere ich dann noch kurz auf dem Weg vom Parkplatz zum Arbeitsplatz. Sofort. Im Büro lasse ich das Smartphone neben mir liegen. Sobald es neben mir vibriert, bin ich wieder präsent und antworte. Sofort. Und genau in diesem Moment bin ich wiederum weg von dem, was ich eigentlich zu tun gedachte. Etwas, was vielleicht auch sofort erledigt werden sollte.
Menschen haben heute oft sofort eine Antwort parat für das, was Ihnen nicht passt. Viele kritisieren schnell die Reaktion des anderen ohne ihr oder ihm eine Chance zu geben, sich erklären zu können und die Sachverhalte noch einmal differenziert darzustellen. Es gibt sofort eine Kritik und diese ist oft genug hart und persönlich verletzend. Ich wünschte, wir würden nicht immer alles sofort kommentieren. Ganz oft wäre es besser, wir würden uns einen Moment besinnen, nicht sofort antworten, sondern diese zuvor bedenken und abwägen. So hätte eine sachlich geäußerte Kritik das Zeug dazu, eine Diskussion zu bereichern und ein Anliegen nach vorne zu bringen.
Sofort ist ein tückisches Wort. Zwei Begriffe stecken darin: so und fort. Ein Blick in den Duden verrät, fort bedeutet nicht nur „weg“, sondern auch „weiter“. Etwas geht weiter. Und die erste Silbe von sofort sagt auch wie: nämlich so, also, wie bisher (sagt der Duden). Im Wort sofort steckt: Ich mache weiter wie bisher. Wer sofort reagiert, kann gar nicht überlegen, wie jetzt sofort eine gute Reaktion, eine wichtige Entscheidung gar, aussehen könnte. Ein sofort macht in den meisten Situationen nichts besser. Im Gegenteil. Es bringt vielleicht für den Moment eine Lösung, die aber auf Dauer nicht gerecht und ebenso wenig alltagstauglich ist.
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche, die mit dem Aschermittwoch in dieser Woche begonnen hat, steht unter dem Motto: „Sieben Wochen ohne sofort“. Sieben Wochen für mehr Zeit, um Antworten zu bedenken bevor wir sie aussprechen. Sieben Wochen für mehr Weitblick, um das nächste sofort zu verhindern. Sieben Wochen mit jemandem gemeinsam, der Sie schätzt/der dich schätzt: Gott. Ideen und Impulse gibt’s hier: https://7wochenohne.evangelisch.de
erschienen am 05.03.2017 im Sonntagsjournal der Bremervörder Zeitung
Sofort!? Ich mag dieses Wort nicht. Es setzt mich „unter Strom“. Es bringt mich in Bedrängnis, verengt meinen Entscheidungsspielraum. Sofort. Ich muss sofort aufbrechen, eine Entscheidung treffen. Ich muss handeln. Sofort. Überall.
Ganz nüchtern betrachtet muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich oft genug vor dem sofort die Fehler gemacht habe, die dazu geführt haben, dass nun auf einmal alles sofort passieren muss. Alltägliche Beispiele sind das Verschlafen am Morgen oder aber das Vor-mir-herschieben von unangenehmen Aufgaben, die ich aber ab einem bestimmen Zeitpunkt nicht mehr vor mir herschieben kann. Sie holen mich ein und wollen sofort erledigt werden.
In der Kommunikation muss auch alles sofort gehen. Ich schreibe und will sofort eine Antwort. Meine ersten Mails des Tages beantworte ich bereits auf dem Weg ins Büro. Auf die Antworten auf meine Mails reagiere ich dann noch kurz auf dem Weg vom Parkplatz zum Arbeitsplatz. Sofort. Im Büro lasse ich das Smartphone neben mir liegen. Sobald es neben mir vibriert, bin ich wieder präsent und antworte. Sofort. Und genau in diesem Moment bin ich wiederum weg von dem, was ich eigentlich zu tun gedachte. Etwas, was vielleicht auch sofort erledigt werden sollte.
Menschen haben heute oft sofort eine Antwort parat für das, was Ihnen nicht passt. Viele kritisieren schnell die Reaktion des anderen ohne ihr oder ihm eine Chance zu geben, sich erklären zu können und die Sachverhalte noch einmal differenziert darzustellen. Es gibt sofort eine Kritik und diese ist oft genug hart und persönlich verletzend. Ich wünschte, wir würden nicht immer alles sofort kommentieren. Ganz oft wäre es besser, wir würden uns einen Moment besinnen, nicht sofort antworten, sondern diese zuvor bedenken und abwägen. So hätte eine sachlich geäußerte Kritik das Zeug dazu, eine Diskussion zu bereichern und ein Anliegen nach vorne zu bringen.
Sofort ist ein tückisches Wort. Zwei Begriffe stecken darin: so und fort. Ein Blick in den Duden verrät, fort bedeutet nicht nur „weg“, sondern auch „weiter“. Etwas geht weiter. Und die erste Silbe von sofort sagt auch wie: nämlich so, also, wie bisher (sagt der Duden). Im Wort sofort steckt: Ich mache weiter wie bisher. Wer sofort reagiert, kann gar nicht überlegen, wie jetzt sofort eine gute Reaktion, eine wichtige Entscheidung gar, aussehen könnte. Ein sofort macht in den meisten Situationen nichts besser. Im Gegenteil. Es bringt vielleicht für den Moment eine Lösung, die aber auf Dauer nicht gerecht und ebenso wenig alltagstauglich ist.
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche, die mit dem Aschermittwoch in dieser Woche begonnen hat, steht unter dem Motto: „Sieben Wochen ohne sofort“. Sieben Wochen für mehr Zeit, um Antworten zu bedenken bevor wir sie aussprechen. Sieben Wochen für mehr Weitblick, um das nächste sofort zu verhindern. Sieben Wochen mit jemandem gemeinsam, der Sie schätzt/der dich schätzt: Gott. Ideen und Impulse gibt’s hier: https://7wochenohne.evangelisch.de
erschienen am 05.03.2017 im Sonntagsjournal der Bremervörder Zeitung