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Andacht zur Jahreslosung 2019 - von Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy (Stade)

Tue, 01 Jan 2019 20:14:00 +0000 von Christian Meyer

Gott spricht: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Psalm 34,15
Ein Spätnachmittag bei einem älteren Ehepaar. Wir sprechen über das, was ihr Leben geprägt hat. Diese Generation, die noch im Krieg geboren ist, hat eigene Erinnerungen an das, was Menschen in Europa sich an Gewalt angetan haben. Mitten in die Lebenserzählung hinein sagt der Mann: „Damit Sie es wissen, ich bin ein Europäer deutscher Abstammung. Das ist mir wichtig in diesen rauen Zeiten.“

Ich fand diesen Satz stark. Er erinnert daran: Die Europäische Union ist nach den schrecklichen Kriegen der letzten Jahrhunderte ein großes und höchst erfolgreiches Friedensprojekt. 500 Millionen Menschen leben in Freiheit und Frieden. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, wie uns der Blick in die Geschichte zeigt. Bei allen politischen Einzelfragen, die man diskutieren kann: Für dieses Friedensprojekt gilt es unbedingt einzustehen.

Nach der Bibel ist sehr klar: Gott will Frieden für seine Welt, für seine Geschöpfe. Natürlich lesen wir in der Heiligen Schrift auch schreckliche Geschichten von Krieg und Gewalt, auch im Namen Gottes. Aber hier gibt es eine breite innerbiblische Kritik. Und am Ende ist klar, wozu die Jahreslosung uns ermutigt: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Mit dem Glauben, mit Gott dürfen niemals mehr Gewalt und Krieg begründet werden. Jesus hat in der Bergpredigt die Ermutigung mit einem tiefen Zuspruch verbunden. „Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5, 9).

Friedensbotschafterinnen und – botschafter zu sein ist uns als Christenmenschen also aufgetragen. Das kann am Familientisch geschehen, an dem es ja keineswegs immer friedlich zugeht, aber auch überall im Alltag: Im versöhnlichen Umgang miteinander, wenn man nicht immer Recht behalten muss.
Oder im mutigen Widerspruch gegen rassistische Sprüche oder gegen persönliche Herabsetzungen im Internet. Ein friedliches Miteinander ist derzeit vielfältig gefährdet. Da sind wir als Christen je an unserem Ort gefragt.

Unsere Landeskirche hat sich 2016 dem friedensethischen Prozess „Kirche des gerechten Friedens“ angeschlossen, in dem viele Kirchen in der weltweiten Ökumene mitarbeiten. Konkret wird dies bei uns etwa an sechs Friedensorten, die unsere Landeskirche fördert und von denen einer direkt vor unserer Haustür liegt. In der Gedenkstätte Lager Sandbostel, dem ehemaligen Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager „Stalag XB“ in der Nähe von Bremervörde, wo man auch optisch noch etwas von den Schrecken des Krieges wahrnimmt. Hier wird erfolgreich und kompetent friedenspädagogische Arbeit geleistet. Kirchliche Gruppen, Schulklassen und Firmen können hier viel für den Frieden lernen und wichtige Erfahrungen machen.

Im Hebräischen heißt Frieden „Schalom“. Damit ist weit mehr gemeint als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Schalom meint Heil, Ganz-Sein, unversehrtes und gelingendes Leben. Gottes Verheißung des „Schalom“ begründet die unverbrüchliche Hoffnung darauf, dass eines Tages „Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“ (Psalm 85,11).

Wir können als Menschen diesen umfassenden „Schalom“, diesen Frieden nicht herbeizwingen, ihn noch nicht einmal schaffen. Aber wir vertrauen auf Christus, der uns auch im Jahr 2019 zusagt: „Meinen Frieden gebe ich euch“ (Johannes 14,27). Im Vertrauen auf Gott stehen wir für Frieden ein, denn wir haben heute und morgen den klaren Auftrag, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen. Bei uns, in Europa und weltweit.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr

Dr. Hans Christian Brandy
Quelle: Redaktion
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